Tabakerhitzer, auch HNB (Heat Not Burn) genannt, sind nicht das, was man gemeinhin unter E-Zigaretten versteht. In ihnen kommt kein Liquid zum Einsatz, sondern Tabak. Dieser wird jedoch nicht verbrannt, sondern lediglich verglimmt. Für sie wäre die Bezeichnung “E-Zigarette” also eigentlich zutreffender als für tabakfreie Liquidverdampfer. Sie sind allerdings eine weit jüngere Erfindung als die E-Zigarette. Entwickelt wurden Tabakerhitzer von großen Tabakunternehmen.

Funktionsweise von Tabakerhitzern
Abb. 1 (IQOS)
Abb. 2 (Glo/Ploom S)

In Tabakerhitzern wird Tabak, je nach Gerät, auf etwa 200°C bis 350°C erhitzt. Dabei entsteht ein Aerosol das aus Flüssigkeitströpfchen besteht1. Ähnlich dem von E-Zigaretten. Hierfür kommen hauptsächlich zwei unterschiedliche Techniken zum Einsatz.

Die Firma Philip Morris International hat mit der IQOS ein System entwickelt, bei dem Tabak über ein Heizelement von innen erhitzt wird (Abb. 1).
Dafür wird ein sog. “HEETS” Stick, eine Art sehr kurzer Zigarette, die eine feingemahlene Tabakmasse enthält, in den “Holder” gesteckt. Dabei schiebt sich der Bereich mit dem Tabak auf das Heizelement. Anschließend muss das Gerät aktiviert werden und eine kurze Aufwärmphase beginnt. Sobald die Endtemperatur von etwa 350°C erreicht ist, kann der Stick für einen begrenzten Zeitraum gedampft werden. Ein Stick lässt sich in etwa so lange dampfen wie man auch zum Rauchen einer Zigarette benötigt. Er kann zudem nur einmal verwendet werden.

Eine andere Technik (Abb. 2) verwenden die “Glo” von British American Tobacco (BAT) sowie die “Ploom S” von Japan Tobacco International (JTI). Bei diesem System wird ein dünner Stick, der Tabak enthält, von außen durch ein Heizelement auf 240°C bzw. 200°C erhitzt. Dadurch entsteht ein fast ausschließlich aus Flüssigkeitströpfchen bestehendes Aerosol.

Neben diesen Systemen gibt es noch eine Art Hybridsystem. Dabei wird in einem normalen Verdampfer, wie bei einer klassischen E-Zigarette, ein nikotinfreies Aerosol erzeugt. Dieses wird dann durch ein Tabakgranulat in einer Kartusche geleitet und mit Nikotin angereichert. Diese Technik ist dem Umstand geschuldet, dass unter anderem in Japan der Verkauf von nikotinhaltigem Liquid verboten ist.

Tabakerhitzer und Schadstoffe

Bei Tabakerhitzern entstehen einige der Schadstoffe, die auch beim Rauchen entstehen. Jedoch in deutlich geringeren Mengen. Vergleicht man Tabakerhitzer mit Zigaretten, dann entstehen z.B. 85 bis 95% weniger Carbonylverbindungen, etwa 91% weniger Formaldehyd und 90% weniger Acetaldehyd2. Schadstoffe wie Benzol oder 1,3-Butadien sind in einem Tabakerhitzer im Vergleich zur Zigarette um über 99% verringert3.

Auch wenn in Tabakerhitzern eindeutig mehr Schadstoffe entstehen als bei E-Zigaretten, sind es dennoch wesentlich weniger als beim Rauchen. Das Potential zur Schadenreduzierung von Tabakerhitzern dürfte daher nur unwesentlich unter dem von E-Zigaretten liegen.

Gesundheitliche Vorteile gegenüber der Zigarette

Unzweifelhaft ist, dass es gesundheitliche Vorteile hat, von der Zigarette zum Tabakerhitzer zu wechseln. Die gesundheitlichen Risiken reduzieren sich, betrachtet man die deutlich reduzierten Schadstoffwerte, mit großer Wahrscheinlichkeit beträchtlich. Auch wenn in Tabakerhitzern mehr Schadstoffe entstehen als in E-Zigaretten dürfte das Risiko für potentiell tödliche Erkrankungen bei Tabakerhitzern ebenso praktisch bei Null liegen.

Vergleich mit der E-Zigarette

Der größte Unterschied zwischen Tabakerhitzer und E-Zigaretten ist, dass in ersterem Tabak verwendet wird. In E-Zigaretten bzw. Liquids für E-Zigaretten kommt hingegen kein Tabak zum Einsatz. Ein Vorteil des Tabakerhitzers könnte die nahe Verwandtschaft zur Zigarette sein. Das “Rauchgefühl” ist dem einer Zigarette sehr ähnlich. Auch das Zugverhalten muss in der Regel nicht verändert werden, wie es beim Wechsel auf E-Zigaretten oft nötig ist. Zudem hat der Nutzer eine vom Gerät vorgegebene Nutzungsdauer, ähnlich der einer normalen Zigarette. Alles in allem muss sich ein Raucher also beim Umstieg auf Tabakerhitzer nur verhältnismäßig wenig umgewöhnen. Dafür sind Tabakerhitzer allerdings Tabakprodukte und unterliegen in vielen Bereichen den selben Regeln.

E-Zigaretten bieten hingegen eine deutlich größere Geschmacksvielfalt. Tabakerhitzer schmecken in der Regel schwächer als normale Zigaretten und nur nach Tabak, da Aromenzusätze verboten sind. Liquid für E-Zigaretten gibt es in einer fast unbegrenzten Vielfalt an Aromen. Auch die Produktvielfalt ist bei E-Zigaretten viel umfangreicher.
Außerdem ist die Verwendung von E-Zigaretten in der Regel deutlich günstiger als die Nutzung von Tabakerhitzern. Die Tabaksticks kosten ähnlich viel wie Zigaretten. Dazu kommt der Kaufpreis des Gerätes.
Bei der Nutzung der E-Zigarette entstehen zudem zum Teil zehnmal weniger Schadstoffe als in Tabakerhitzern. Dennoch eignen sich Tabakerhitzer ebenso wie E-Zigaretten zur Schadensminimierung.

Tabakerhitzer als Schadensminimierung

Zwei sehr wichtige Themen auf “e-Dampfen.info” sind inhalativer, rauchfreier Genuss und Schadensminimierung für Raucher. Auch wenn Tabakerhitzer auf eine komplett andere Art funktionieren als E-Zigaretten, haben sie doch diese zwei Punkte gemeinsam. Tabakerhitzer produzieren, wie bereits erwähnt, keinen Rauch, sondern Nebel. Dieser Nebel enthält weit weniger Schadstoffe als Zigarettenrauch. Es ist Rauchern also durch einen Umstieg auf Tabakerhitzer möglich, gesundheitliche Risiken enorm zu reduzieren.
Daher haben Tabakerhitzer auf diesem Infoportal einen Platz verdient. Unabhängig davon, ob Tabak im Spiel ist oder nicht.
Wenn ein Raucher nicht auf die E-Zigarette umsteigen kann oder will, er aber durch einen Tabakerhitzer mit dem Rauchen aufhört, dann ist das nicht nur zu respektieren, sondern, im Rahmen der Schadensminimierung, erwünscht.


Wissenschaftliche Quellen:
1) P. Pratte et al.: Investigation of solid particles in the mainstream aerosol of the Tobacco Heating System THS2.2 and mainstream smoke of a 3R4F reference cigarette
2) K. Farsalinos et al.: Carbonyl emissions from a novel heated tobacco product (IQOS): comparison with an e-cigarette and a tobacco cigarette.
3) N. Mallock et al.: Levels of selected analytes in the emissions of “heat not burn” tobacco products that are relevant to assess human health risks.

Drogen- und Suchtbericht 2019 (S.50, Tabelle 07) [PDF]
F. Lüdicke et al.: Effects of Switching to the Tobacco Heating System 2.2 Menthol, Smoking Abstinence, or Continued Cigarette Smoking on Biomarkers of Exposure: A Randomized, Controlled, Open-Label, Multicenter Study in Sequential Confinement and Ambulatory Settings (Part 1)
Wout Slob et al.: A Method for Comparing the Impact on Carcinogenicity of Tobacco Products: A Case Study on Heated Tobacco Versus Cigarettes
BLGL: Schadstoffbelastung vonPkw-Innenräumen beim Rauchenunterschiedlicher Rauchsysteme [PDF]
DKFZ: Stellungnahme zu Tabakerhitzern
BfR: Vorläufige Risikobewertung von Tobacco Heating-Systemen als Tabakprodukte